Montag, 18. April 2011

Ex Drummer (2007)

Inhalt:

Eines Tages stehen drei skurrile Gestalten vor der Tür des Underground-Literaten Dries (Dries Van Hegen) und bieten ihm den offenen Schlagzeugerposten in ihrer Punkband an.
Die drei gehören zum Bodensatz der belgischen Unterschicht und haben obendrein alle noch eine körperliche Beeinträchtigung. Der drogenabhängige Gitarrist Ivan (Sam Louwyck), der mit Kleinkind und Junkiefrau in einer völlig verdreckten Wohnung haust, ist fast taub, der schwule Bassist Jan (Gunter Lamoot) hat einen steifen Arm und der paranoide Sänger Koen, der regelmäßig Frauen zusammenschlägt und mit Jans kahlköpfiger Mutter (Bernadette Damman) schläft, hat einen Sprachfehler und lispelt. Dries willigt nach kurzem Zögern ein, um aus seiner gewohnten Welt ausbrechen zu können und sich für sein neuestes Buch inspirieren zu lassen. Er ist den drei Männern und ihrem asozialen Umfeld intellektuell um ein Vielfaches überlegen und sieht das ganze als eine Art soziales Experiment. Während sich das Quartett, das er "The Feminists" tauft, auf den einzigen Auftritt auf einem Talentwettbewerb vorbereitet, taucht Dries in eine abgründige Welt aus Gewalt, Sex und Schmutz ein und beginnt die anderen willkürlich zu manipulieren…
(Quelle: ofdb.de)

Meinung:

 Es gibt nicht unbedingt viele Filme, die es schaffen, den Zuschauer vollkommen zu erschüttern, ihn daran zweifeln zu lassen, was er sieht.
Sicher, "Die 120 Tage von Sodom" von "Pier Paolo Pasolini", aus dem Jahre 1975 ist einer von diesen Filmen, auch "Menscheinfeind" oder "Irréversible" von "Gasper Noé" sind solche Filme, oder auch "Uhrwerk Orange" von "Stanley Kubrick".
Aber auch das belgische Drama "Ex Drummer" von Koen mortier nach dem Roman des flämischen Autors Herman Brusselmans ist einer eben dieser Filme.


Anfangs noch teilweise lustig, zumindest musste ich über die doch sehr abstrakten Figuren schmunzeln, fühlt man sich, je länger der Film dauert, immer schlechter und mieser, weil man anfangs noch geschmunzelt oder gar gelacht hat, so dass sich der Film am Ende anfühlt wie ein Ziegelstein.
Ein großer, schwerer Ziegelstein den man direkt in die Fresse bekommt, gekrönt mit einem kräftigen Tritt in die Magengrube.
Es reiht sich eine asoziale Szene an die nächste und soweiso wird der Film  von einer allgemein drückenden und hoffnungslosen Atmosphäre beherrscht, welche einen emotional von Minute zu Minuten immer mehr in einem Strudel der Verzweiflung und des Entsetzens zerrt.

Doch abgesehen von versuchter Provokation hat der Film auch in technischer Hinsicht einiges zu bieten.
Allein die dreckige, hoffnungslose und triste Optik der belgischen Unterschicht ist auf einer erschreckende Art und Weise wunderschön und das obwohl sowas ja eigentlich nicht schön ist.
Die Eröffnunssequenz die rückwärts läuft erinnert stark an "Irréversible", wie auch der Gewaltgrad und die Wirkung auf den Zuschauer ähnlich heftig sind, da beide Filme ziemlich harter Tobak sind.

Auch die Symbolik in "Ex Drummer" sticht besonders hervor, so läuft der frauenhassende Sänger der Band in einer Szene kopfüber an der Zimmerdecke, dies symbolisiert seine verquere Welt, in dem er gefangen ist.
Da das ganze unkommentiert gelassen wird und er wie normal an der Decke läuft wird dadurch zudem ausgedrückt, wie normal dieser verkehrte Welt für ihn ist.
In einer späteren Szene versucht er verzweifelt sich an einem Fensterahmen gerade aufzustellen, scheitert aber immer wieder bei diesem Vorhaben was umso mehr verdeutlicht, dass er in seiner Welt gefangen ist, obwohl er sich nach einer besseren, normalen Welt sehtn, er will ausbrechen, aber es gelingt ihm nicht.

Man kann es eigentlich nicht anders ausdrücken, "Ex Drummer" ist schonungslose Gesellschaftskritik, die uns schockieren soll und durch seinen Soundtrack und seiner Optik zu einem audiovisuellen Meisterwerk wird, abseits der amerikanisch Mainstream-Hollywood-Kinos.
Eben ein europäischer Film durch und durch.






09/10

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